Meine Reitschulgeschichte

Meine Reitschulgeschichte

Ich denke immer wieder über meine Reitgeschichte nach. Wie ich angefangen hab, über meinen manchmal sehr steinigen Weg und auch daran wo ich jetzt bin.

Ich habe eigentlich durch eigenen Antrieb angefangen und auch immer zu allem pferdigen stehen müssen, weil in meiner Familie nicht viele etwas mit Tieren generell was zu tun haben. Meine ersten Stunden habe ich in einem Stall im Nachbarort gehabt. Nach nur wenigen Stunden wurde ich dann in die Bahn entlassen. Damals wusste ich nichts. Wie halte ich mein Pferd an? Was muss ich machen damit es trabt? Wie lenke ich? (Manchmal denke ich mir sogar das ich nichtmal wusste wo vorne und wo hinten ist) Da die Reitlehrerin und der Betrieb eindeutig nichts für mich war (das wusste ich schon mit 7 Jahren) habe ich mit der Unterstützung meines Vaters nach einem neuen Reitstall gesucht.

Dann war ich bei einer Reitlehrerin gelandet, die eigentlich sehr qualitativen Unterricht gemacht hat. Das war auch sehr lange eine sehr gute Möglichkeit weiter zulernen.  Ich bin aber nach einiger Zeit mit ihrer Art aber überhaupt nicht mehr zurechgekommen. An einem Tag war man die beste Schülerin die sie je gehabt hat und am nächsten hat man von gar nichts mehr eine Ahnung gehabt und sogar das Pferd falsch geputzt. (das Kakeflecken auf einem Schecken nicht immer gut rausgehen ist ihr aber esgal gewesen) Irgendwann war ich an einem Punkt angelangt wo ich mich nicht mehr gefreut habe auf die Reitstunden und ich ging wieder auf Stallsuche.

Gefunden habe ich einen Stall in dem Abteilungsreiten angeboten wurde. Nicht ideal, ganz klar, aber viel besser als nix. Die Atmosphäre war sehr nett und ich habe mich wieder gefreut in den Stall zu kommen. Die Reitlehrerin war robust aber sehr ehrlich und ihr waren die Pferde wichtig. Dort habe ich auch meinen Reiterpass gemacht. Leider habe ich nach ein paar Jahren bemerkt das viele Mädchen, die ungefähr gleichzeitig mit mir angefangen haben eigene Pferde bekamen und ich nicht. Wieder musste ich bemerken, dass ich nichts mehr lernen konnte beim Abteilungsreiten und ich habe beschlossen eine Pause einzulegen.

 

Maggy Strandreiten Grömitz Lensterstrand 1

Ich hab vor kurzem erst erfahren das sie den Betrieb aufgeben. Sehr schade eigentlich, weil ich finde das so ein Betrieb gar nicht so schlecht ist um mit dem Reiten anzufangen. Natürlich ist bei jedem Betrieb immer Platz für Verbesserungen, aber alles in allem war es eine sehr tolle Stallatmosphäre und das ist oftmals entscheidend.

Ein paar Monate später habe ich gemerkt, dass ich eindeutig nicht ohne Pferde kann und eine Anzeige aufgegeben (auf ich-hab-ein-pferd.com) für ein Pflegepferd. Ich habe in meiner Anzeige geschrieben das ich höchstens ein Jahr das Mitreitpferd haben kann, weil ich danach auf meine Reise fahre. Noch dazu gekommen ist das ich auch keine Führerschein geschweige den ein Auto hatte. Also musste das nette Pferdchen in Rad-Nähe sein. Eigentlich habe ich gedacht, dass das Viele abhalten wird mir zu schreiben. Ganz erstaunt war ich dann wie sich einfach an einem Tag fünf Leute gemeldet haben. Ich habe mich dann sogar entscheiden können und ich habe mich für Amigo entschieden. Eine wunderbare Entscheidung. Mehr Infos zu Amigo im Beitrag „Amigo“

Mich würde interessieren wie euer Weg ausgesehen hat bis jetzt! Wie seit ihr überhaupt zum Reitsport gekommen? Habt ihr in einer Reitschule angefangen oder durch Eltern oder Verwante? Seit ihr zufrieden mit eurer Ausbildung gewesen? Wie habt ihr vl zu Privatpferden gewechselt oder euer erstes eigenes Pferd bekommen?

Reitstunden auf Englisch? Das kann ich!

Dies ist die Geschichte wie ich zu meiner ersten Reitschülerin gekommen bin. An einem schönen Tag ist eine italienische Familie an den Hof gekommen und hat auf Englisch nach Reitstunden gefragt. Die Einzige die Englisch und noch dazu Reitenglisch konnte war ich. Ich durfte eine Probestunde unter den Augen meiner Meisterin machen und ich war anscheinden gut und meiner Reitschülerin hat es gefallen. Sie ist mit einem Grinser von Schneewittchen abgestiegen und hat sofort nach einer weiteren Reitstunde verlangt.

Bei der nächsten Reitstunde habe ich mich schon etwas wohler gefühlt. Ich konnte ihr verschiedene Sachen beibringen und habe auch langsam versucht mehr und mehr Deutsch mit ihr zu reden, damit sie nach einiger Zeit zu einer anderen Reitlehrerin wechseln könnte. Woche um Woche wurde meine Reitschülerin sicherer auf dem Pony und ist auch einige Runden frei galoppiert.

Immer wieder wurde ich überprüft und mir wurden Tipps zur Verbesserung meines Unterrichts gegeben. Diese Zeit habe ich sehr genossen, weil es war genau, dass war was ich immer machen wollte. Ich wollte Reitlehrerin werden und es macht mir auch dualer Unterricht sehr viel Spaß und ich finde, dass Kinder auch sehr gut davon profitieren können.

Den Wunsch mein Wissen rund um Pferde an Kinder weiterzugeben habe ich noch immer nur werde ich nicht über eine Pferdewirtlehre mir diesen Traum erfüllen, sondern ganz in Ruhe Trainerscheine machen und schauen was das Leben mir noch so bringt.

Stute und Fohlen in der Baugrube

Die prägendste Situation meiner Lehre hat mit einer Katastrophe zu tun. Wie könnte es auch anders sein. Um zu den Koppeln zu kommen mussten wir entweder an der Straße entlang (ungefähr einen Kilometer) oder an einer Baustelle entlang (ungefähr 250 Meter). Es ist wohl einfach welchen Weg wir bevorzugten. Den kurzen, schnellen, aber wie sich herausstellen sollte gefährlichen Weg. Alle Pferde mussten diesen Weg entlang: egal ob Stuten mit Fohlen, Privatpferde oder halbwilde Ponys mit Dickschädel.

 Die Baugrube wuchs und unser Spalt zum gehen wurde immer kleiner und kleiner. An diesem Tag wurde ich mit einem Pfleger beauftragt die Stuten mit Fohlen am Fohlengurt zu den Feldern zu bringen. Mein Plan war die Stuten einzeln an diesem Spalt vorbeizubringen und einer hält sie oben und einer hält sie unten. Das habe ich versucht dem Pfleger klar zu machen aber er hat mich wohl nicht richtig verstanden. Ich bin los mit der einen Stute um sie unten aus der Hand zu geben und mir dann die Nächste zu holen.

 Ich war auf dem halben Weg und habe im Augenwinkel nur gesehen, dass sich der Pfleger oben bewegt. Ich hab versucht mich umzudrehen und ihm zu gestikulieren und zuzurufen das er stehen bleiben soll aber da war es auch schon zu spät und ich habe gesehen wie das Fohlen Queen den Halt am Abhang verloren hat und rücklings in die Baugrube gefallen ist. Ihre Mutter die Fuchsstute Anni wurde durch den Zug am Fohlengurt auch so nah an die kante gezogen das sie rückwärts auf ihre Tochter geflogen ist. So lagen sie nun da, die Tochter unter der Mama, beide mit panischen Ausdrücken im Gesicht.

 Von da ging alles sehr schnell. ich habe mit einem Bauarbeiter die Stuten in die Boxen zurückgebracht und bin losgelaufen um meine Chefs zu holen. Meine Chefin schon am Telefon angefangen zu brüllen warum wir überhaupt an diesem schmalen Pfad Pferde vorbeiführen wollten. Währenddessen wurde mit dem Kran, der Gott sei dank wegen des Hausbaues da war, angefangen zu versuchen die Stute anzuheben, damit wir vielleicht das Fohlen unter ihr befreien konnten. Die ganze Zeit über haben wir uns gedacht das der verständigte Tierarzt die Stute und Fohlen in der Baugrube einschläfern müsste, damit wir sie dann tot aus der Grube bekommen könnten.

 Zieh und Hochhebversuche der Stuten haben dazu geführt, dass sie nicht mehr gut atmen konnte, aus ihr kam nur noch ein Röcheln, aber wir haben das Fohlen rausziehen und mit dem Kran aus der Baugrube heben können. Auf festem Boden angekommen hat sich das Fohlen nicht bewegen können. Die Beine waren ganz steif und wir dachten sie hat eine Wirbelsäulenverletzung. In der Grube war nun noch Anni und wieherte panisch, weil sie ihr Fohlen nicht mehr sehen konnte und wehrlos auf dem Rücken gelegen hat.

 Auch mit Hilfe des Krans konnte schließlich Anni aus der Baugrube an ihren Fesseln gehoben werden. Sie ist auf ihrem Rücken abgesetzt worden und hat einen Moment gebraucht um sich bewegen zu können. Nachdem sie ihr Fohlen wiehern gehört hat ist sie aufgesprungen als wäre nie etwas gewesen und ist zu ihrem Fohlen geeilt. Queen ist währenddessen auch auf die Beine gekommen und hat gleich mal versucht bei der Mama zu trinken.

 Die Tierärztin ist gekommen und hat verschiedene Röntgenaufnahmen angefertigt. Mehr als Kratzer, Prellungen und Verstauchungen konnte sie bei der Stute nicht feststellen. Bei dem Fohlen hat sie eine kleine Blutung oder etwas ähnliches im Kopfbereich feststellen können. Das haben wir beobachtet über die nächsten Tage und bemerkt das aus einem etwas damischen Fohlen schnell wieder die kecke Queen wurde. Alles in allem müssen alle Schutzengel zu uns geschaut und uns geholfen haben, weil so viel mehr passieren hätte können.

 Nachdem alle Unglückshasen versorgt worden waren, ging das Fingerzeigen auf den Schuldigen los. Ich war aus irgendeinem Grund schnell aus dem Schneider. Die Bauarbeiten meinten das der Pfleger alle Schuld hat, weil er ja meine Anweisungen nicht befolgen konnte. Meine Chefin hat schnell die Bauarbeiter dafür verantwortlich gemacht, weil sie keinen Bauzaun aufgestellt hatten und somit nicht die Grube abgesichert haben, wodurch dieser Unfall erst zustande kommen konnte. Alles in Allem war es eine mehr als ungünstige Situation und eines hat zum anderen geführt. Das ist aber nur meine bescheidene Meinung.

Was nach der Lehre passiert ist

Ich habe schon einige Zeit nicht mehr geschrieben was in meinem Leben abgeht und ich jetzt endlich zur Ruhe gekommen bin, kann ich nun mal euch informieren.

 Der letzte Stand von vielen war: ich mache in der Nähe von München eine Pferdewirtlehre. Das ist mittlerweile nicht mehr der Fall. Ich kann nicht sagen leider, weil jetzt wo ich draußen bin aus meinem Arbeitsverhältnis merke ich, wie viel es von mir abwelangt hat und das dies nicht der Weg war den ich gehen wollte. Hätte er mich vielleicht zu dem Ziel gebracht? Wahrscheinlich, ABER zu welchem Preis.

 Der Preis hat inkludiert: seeeeeehr lange Arbeitszeiten, nie zu wissen wann man frei hat, nichts in seiner Freizeit planen können und die freie Zeit nur für das Ausruhen des Körpers nutzen müssen.

 Also mein “Lebensplan” steht immer noch: Ich will immer noch Kindern das Reiten beibringen. Nur den Weg dorthin ist ein Anderer, als ich gedacht habe.

 Es war nicht einfach alles wieder auf zu geben und ganz von vorne anzufangen. Ich werde die Einzelheiten wie es zu der Aufgabe von meiner Lehrstelle kam für mich behalten aus Respekt vor den Personen, auch wenn nicht alles diesen Respekt verdienen.

 Für eine kurze Zeit bin ich zu Verwandten in Tirol gezogen, denen ich immer dankbar sein werde für die Unterstützung. Dann, ganz durch Zufall habe ich ein Stellenangebot vom Schottenhof-Zentrum für tiergestützte Pädagogik gesehen. Sie haben eine Praktikantin gesucht für ein bisschen über einen Monat.

 

Aber dazu mehr nächste Woche. Bis nächstes Mal.

Alle rennen weg. Ich auch!

Viele kennen das Haus das Verrückte macht in Asterix und Obelix. Rückblickend kommt mir mein Lehrhof genau so vor. Ich war über ein halbes Jahr dort und damit war ich eine derjenigen die lange durchgehalten haben. Das ist auf eine gewisse Art und Weise schon traurig und für ein gutes zusammen arbeiten nicht sehr förderlich. Zu jeder Zeit war entweder ein Pfleger oder eine Pferdewirtin zum Einschulen oder einfach gar keiner da. Wenn allerdings immer neues Personal eingeschult werden muss kann sich nur schwer so etwas wie Routine herauskristallisieren.

In meiner Probezeit arbeitete kurz eine Pferdewirtin am Hof mit der ich mich sehr gut verstanden habe. Sie war nicht viel älter als ich und hat sich in meiner Eingewöhnungsphase ein bisschen meiner angenommen. Nach zwei Wochen hat sie mir eröffnet das sie nicht länger in diesem Arbeitsverhältnis bleiben will. Mich einweihen ins das Geheimnis warum wollte sie nicht. Ich sollte mir mein eigenes Bild machen. Ich habe ein halbes Jahr dafür gebraucht.

Die Pferdewirtin war respektvoll und hat weiter gearbeitet. Natürlich ist die Motivation unbezahlte Überstunden zu machen und immer einen Handgriff mehr zu tun als nötig nicht mehr da, wenn man beschließt ein ausnützendes Arbeitsverhältnis zu beenden. Das war meiner ehemaligen Chefin natürlich gar nicht recht und an einem Tag wurde ihr gesagt sie solle ihre Sachen packen und sofort ausziehen. Von dem Moment an wusste ich: Falls ich diesen Hof verlassen wollte musste ich quasi auf gepackten Sachen sitzen.

Nach einiger Zeit kam eine neue Pferdewirtin, die schon mehr Lebenserfahrung hatte. Sie sollte mit den Jungpferden, dem Unterricht und züchten helfen. Da wir zu dieser Zeit keinen Stallburschen hatten mussten beide Pferdewirtinnen und ich den Stall ausmisten. Schnell wurde klar das sie das Tempo der anderen Pferdewirtin nicht halten konnte. Sie war um einiges langsamer und das führte dazu das die Chefin nur noch sauer auf sie war und man ihr nichts mehr recht machen konnte. Sie hatte auch bei ihrem Vorstellungsgespräch ein Reitniveau angegeben das leider nicht den Erwartungen entsprach, somit hatte unsere Chefin beschlossen sie nicht an die Jungpferde zu lassen.

Alles in allem keine tolle Situation und von einem Tag auf den anderen war sie weg. Wie vom Erdboden verschluckt. Alle Sachen von ihr waren noch in der Wohnung und auch ihre Meerschweinchen waren noch da. Nachdem sie sich einige Tage nicht blicken gelassen hat haben wir eine Räumung der Wohnung durchgeführt. Schimmel in den Töpfen war das angenehmste was wir aus dieser Wohnung entfernt haben. Ich Nachhinein haben wir erfahren das sie sich wohl selber in eine Klinik eingewiesen hat, da sie sehr unter dem Arbeitsverhältnis leiden musste, was ich sehr gut nachvollziehen konnte. Von dem Moment an wusste ich: Falls ich diesen Hof verlassen wollte musste ich quasi auf gepackten Sachen sitzen, sonst wird alles weggeschmissen und ohne Sorgfalt behandelt.

 

Von einem Arbeiter möchte ich noch erzählen. Er war ein Pfleger, der von einer ungarischen Firma geschickt wurde. Leider konnte er kein bis ganz wenig deutsch und englisch. Die Verständigung stellte sich von Anfang an als schwierig heraus. Gearbeitet hat er okay aber nicht so gut wie den Pfleger, den er vertreten hat. Er war leicht dicklich und hat auch geraucht, das ist mir im Normalfall egal aber in dieser Geschichte wird das noch wichtig. Beim Arbeiten hat er geschwitzt und es war alles anstrengend für ihn.

Die Rauchpausen wurden immer länger und das ist natürlich den Chefs aufgefallen. Wer musste sich darum kümmern: der Lehrling natürlich, wer denn sonst. Ich habe versucht ihm klar zu machen das es so nicht weitergehen kann und er ein bisschen mit dem Arbeitstempo zulegen musste. Angekommen ist das allerdings nie. Bei einem Pferde von der Weide holen wurde er von einer verrückten Stute niedergerannt und danach hat er sich über Schulterschmerzen beschwert. Den Chefs war das egal, sie haben ihm Schmerzmittel geben wollen und sie haben ihn gleich weiter misten lassen. Zwei Tage später ist er, laut eigenen Angaben von einer Heubodensicherheitsleiter hinuntergefallen. Nach diesem Vorfall hat er jegliche Arbeit verweigert. Ihm wurde angedroht, dass er gar keinen Lohn bekommen würde, das er ja nicht zum Arzt gehen dürfe und das ja gar nichts passiert sei. Von dem Moment an wusste ich: Falls ich diesen Hof verlassen wollte musste ich quasi auf gepackten Sachen sitzen, sonst wird alles weggeschmissen und ohne Sorgfalt behandelt und mit allen Anschuldigungen rechnen.

Das gelernte konnte ich bei meinem eigenen Abgang vom Hof natürlich anwenden. Da ich mich nicht getraut habe allein zu kündigen, habe ich meinen Vater gebeten mir beizustehen und mein Felsen in der Brandung zu sein und WOW war das die richtige Entscheidung.

Angefangen hat alles damit das ich einen Unfall hatte. Mein Knie hat eine Bewegung nicht mehr mitgemacht und nachgegeben. Ich konnte eine Stunde nicht mehr aufstehen und niemand erreichen, der mir helfen konnte. Mir wurden von meinem Chef starke Schmerzmittel verschrieben und gesagt: wenn es morgen nicht besser ist dann musst du zum MR. Was spürt man aber nicht mehr mit einer kräftigen Dosis Schmerzmittel? Ja klar: Schmerz! Natürlich war es am nächsten Tag besser. Konnte ich laufen? Nein, aber der Schmerz war weniger. Am übernächsten Tag ging ich wieder arbeiten. Ich habe allerdings für zwei Wochen verweigert mich auf ein Pferd zu setzten, weil einfach nichts gestimmt hat und ich Angst hatte bei einer Kleinigkeit mich durch die Schmerzen nicht mehr am Pferd halten zu können.

Am letzten Tag des Oktobers wurde ich am Abend zu einem Gespräch mit meiner Chefin gebeten. Mir wurden meine Möglichkeiten aufgezählt, da meine Lehrmeisterin den Hof verlassen hatte und kein neuer Meister innerhalb der Frist gefunden wurde. Ganz schnell wurde mir klar das meine Chefin wollte das ich 4,5 Jahre am Hof arbeiten sollte, am Besten noch zum Gehalt eines Lehrlings nur damit ich dann vielleicht zu einer Sonderprüfung zugelassen werden konnte. Das wollte ich aber von Anfang an nicht und habe ich auch genau so mitgeteilt. Meine Chefin versicherte mir das sie weiter unermüdlich nach einer Möglichkeit suchen will, da sie mich umbedingt behalten will.

 

 

Einen Tag später wurde mir per SMS gesagt das es keine Lösung geben wird und ich mich entscheiden muss was ich weiter tun will. Es gäbe aber immer einen Platz am Hof für mich und sie würden sich freuen wenn ich mich dazu entschließen würde zu bleiben. Mein Vater ist am Folgetag am Hof angekommen und hat sich mit mir gemeinsam meiner Chefin gestellt.

In dem Gespräch wurde mir einiges vorgeworfen. Unter anderem, dass ich schon alle Urlaubstage in dem Jahr aufgebraucht hatte, das ich immer Stunden Mittagspause machen würde (an diesem Punkt hat sogar die immer loyale Pferdewirtin widersprochen), alle Boxen verdrecken lassen würde, immer fahrlässig mit den Pferden umgehen würde, nicht nett zu den Reitschülern sein würde und noch vieles mehr. Mein Vater und ich habe versucht ein paar Punkte zu verhandeln, aber in dem Moment wo ich die Kündigung ausgesprochen hatte, war bei meiner Chefin für sie alles erledigt und ich sollte weg und raus.

Wir mussten in vier Stunden meine Wohnung ausräumen und alles in zwei Autos gepackt ging es Richtung Tirol, zu meinen Verwandten. Der Plan war das ich mir von dort aus eine neue Lehrstelle suchen würde. Ich habe dann für eine Woche nur geschlafen und feststellen müssen, dass ich mich gar nicht wohl fühle mit dem Gedanken vom Regen in die Traufe zu gelangen und vielleicht sogar nur einen schlimmeren Arbeitsplatz zu finden. Als sich dann die Möglichkeit am Schottenhof angeboten hat habe ich mich mit einem lachenden und einem weinenden Auge wieder einmal umorientiert.

Die Lehre beginnt und endet!

Ich habe mich für den Hof D. entschieden. Warum? Einerseits ist der Hof sehr vielseitig und bietet einem Auszubildenten alles das man sich wünschen könnte und er ist auch nahe genug, dass ich für ein längeres Wochenende meine Eltern besuchen könnt. Am Anfang war auch alles gut: Ich bin jeden Tag auf einem oder mehreren Pferden gesessen, habe ich mit um Fohlen kümmern können und natürlich durfte ich auch ausmisten das ist ja ganz normal und gehört immer dazu.

Unterricht habe ich regelmäßig bekommen von meiner Ausbildnerin, der anderen Pferdewirtin oder der Chefin. Meistens bin ich ein Pony namens Prinz geritten. Er ist sehr sensibel und wurde mit jungen Jahren schon sehr gefördert und wahrscheinlich überfordert. Daraus hat sich ein krampfhaftes Mundöffnen und gegen die Reiterhand ankämpfen entwickelt. Außerdem war er wenn man ihn nicht die ganze Zeit mit neuen Lektionen abgelenkt hat ist er teilweise aus unerklärlichen Gründen von dem ersten Hufschlag in die Mitte gesprungen. Im Gelände und am Platz war er viel entspannter und fast ein sehr gutes Verlasspferd. Ich bin von ihm in einem halben Jahr öfters heruntergefallen als in meinem gesamten Reiterleben. Aus welchem Grund auch immer fand ich ihn aber interessant und bis auf die paar Aussetzer hat es mir viel Spaß gemacht.

Das nächste Pferd, das ich öfter reiten durfte war eine kleine Warmblutstute. Sie war mir ein sehr gutes Lehrpferd und mit ihr hatte ich jedes Mal sehr viel Spaß. Ich habe mit ihr das erste Mal Außengalopp, einfache und fliegende Wechsel gemacht. Waren die Wechsel ausbaufähig? Auf alle Fälle aber es war spannend und ich habe von ihr viel lernen können.

Nach einiger Zeit habe ich leider miterleben müssen wie ein Mitarbeiter nach dem anderen hinausgeschmissen wurden. Ich habe ein bisschen nachgedacht und mir fallen nicht einmal alle Namen ein, die in dem halben Jahr in dem ich auf dem Hof war, gegangen sind oder gegangen wurden. Dabei waren zwei PferdewirtInnen und ein paar Pfleger. Die Geschichte mit dem Pfleger ist eigentlich ganz interessant und man sieht wie die Einstellung zu Arbeitern an diesem Hof war.

Angefangen hat es recht gut und er war nett, schnell genug und hat angepackt. Ja, die Boxen waren teilweise nicht auf Standart gemistet, wie es in diesem Stall erforderlich war. Hätte sich dieses “Problem” nach der Einarbeitung wahrscheinlich von selbst erledigt? Japp, ziemlich sicher. Naja, es wurde natürlich nicht mit ihm normal geredet sondern ihm gesagt, wenn er es nicht in den nächsten Tagen einwandfrei, dann kann er gehen. Seine Arbeitsmoral ist seit diesem Gespräch immer schlechter geworden: die Rauchpausen haben sich gehäuft, gemistet wurde immer länger und für Freundlichkeit war auch keine Zeit. Dazu kommt, dass wir höchstens eine halbe Stunde Mittagspause machen durften. Angefangen hat unser Arbeitstag um 7 Uhr und ging bis mindestens 19 Uhr, öfters auch länger je nachdem was noch zu tun war.

Nach dem er ein paar Wochen auf dem Hof gearbeitet hat war eine Fohlenschau ungefähr 1 1/5 Stunden vom Hof entfernt. Wir haben in der Früh drei Stuten und Fohlen eingeladen und sind losgefahren. Der Hof war nun in der Hand des Pferdepflegers und er sollte den ganzen Tag einfach nur ausmisten während wir weg waren. Da fünf Stuten mit Fohlen präsentiert werden mussten sind wir mit zwei Anhängern zurückgefahren und haben die letzten zwei Stuten geholt. Am Hof angekommen haben wir bemerkt das kein Pfleger mehr am Hof war. Er hat sich aus dem Staub gemacht und ist weggefahren. (Er hat schneller verstanden, dass manche Arbeitsverhältnisse zu ausnützend sind um sich dort aufzuhalten.)

 

 

Ich habe für diese Entscheidung noch einige Monate gebraucht, aber ich sollte mich selbst nicht beim erzählen überholen. Wir haben immer wieder für kurze Zeit Pfleger gehabt und dann wieder nicht. Wenn kein Pfleger da war hat die Stallarbeit fast meinen gesamten Tag eingenommen. Zum Reiten oder longieren bin ich immer seltener gekommen und so bin ich langsam von einem Lehrling zu einem schlecht bezahlten Pferdepfleger mutiert. Die Tage wurden länger, der Druck immer stärker und der Unterricht fiel fast gänzlich aus.

In meiner Freizeit konnte ich nicht mehr tun als zu schlafen. Im Frühjahr 2017 hatte ich meine Fotografierfirma gegründet und konnte während der Lehre genau ein Modelshooting machen, weil mir sonst immer einen Tag bevor ich meine Freizeit hatte, bescheid gesagt wurde. Mit so einem Zeitplan kann leider nur wenig geplant werden, geschweige denn irgend jemand fragen, ob Interesse an einem Fotoshooting besteht, wenn man keine möglichen Termine anbieten kann.

Im September wurde mir gesagt das meine Ausbilderin einen Job in einem anderen Betrieb annehmen wird, sie allerdings mich umbedingt weiter als Lehrling behalten wollen und sie möglichst schnell einen neuen Meister suchen wollen. Zur gleichen Zeit musst ich mich in der Berufsschule anmelden und hatte meine ersten zwei Berufsschulwochen und wow hat das Spaß gemacht. Endlich wieder Sozialkontakt und Leute in meinem Alter mit denen ich mich super verstanden habe.

Um es kurz zu machen: ich hatte eine Knieverletzung in den letzten Wochen meiner Lehre. Bis zum Ende wurde mir versichert das ich wunderbare Arbeit leiste und sie mich als Arbeiterin weiter anstellen wollen, damit ich nach mindestens 4,5 Jahren zu einer Sonderprüfung zugelassen werden könnte und das alles nur weil sie keinen neuen Meister gefunden haben oder finden wollten. Ich habe mir nur gedacht: SICHER NICHT MIT MIR! Ich mach doch nicht diese unterbezahlte Sklavenarbeit mehr als 4 Jahre wenn ich es auch in 2 machen könnte und dann voll bezahlt werden könnte! Durch meine Verletzung habe ich weniger arbeiten und schon gar nicht junge Pferde reiten können. Das hat meiner Chefin gar nicht gefallen, aber sie hatte keine andere Wahl als mich mit leichterer Arbeit zu beschäftigen.

Naja über kurz oder lang war klar, dass ich da nicht bleiben kann und will, weil der Hof mir nicht das bieten kann was mir wichtig ist und was ich als Ausbildung brauche. Um das Kündigungsgespräch zu überstehen habe ich meinen wunderbaren Vater gebeten mich zu unterstützen, nur damit ich nicht alleine rausgeschmissen werde. (Ich habe ja vorher schon von mehr als 4 Menschen gesehen die einfach so rausgeschmissen und sofort ihre Wohnung räumen mussten.) In diesem Gespräch wurde mir alles vorgeworfen was ich jemals falsch gemacht zu haben scheine. Meine Chefin hat mir sogar so unglaubliche Sachen an den Kopf geworfen, das sich die Pferdewirtin eingeschalten hat und ihr wieder sprochen hat. Das Resultat aus diesem Gespräch war das mein Vater und ich in vier Stunden die Wohnung ausgeräumt haben und auf zu meinen unglaublichen tiroler Verwandten gefahren sind, die mich ohne zu überlegen aufgenommen haben.