Amigo, ein 11-Jähriger Haflinger-Araber Mix. Wie der Name auch schon verrät, war er ein Wallach. Im Umgang war er sehr ruhig und gelassen, unter dem Sattel war er aber etwas spritziger. Damit meine ich aber nicht, das er ohne Kopf durch die Halle gerannt ist, sondern einfach ein höheres Tempo hatte als die Schulpferde, an die ich gewöhnt war.
Wieso sage ich, er war mein bester Lehrmeister bis jetzt? Naja, eigentlich is das gar nicht so schwierig zu versteht glaube ich. Amigo war mein Umstieg von Schulpferden, auf denen ich jahrelang gelernt habe, auf Privatpferde. Er hat mir sehr schnell gezeigt, wie sich ein Schulpferd von einem Privatpferd unterscheidet. Die Sensibilität ist ganz anders. Ich musste von einem Tag auf den anderen meine Beine ruhig halten, weil Amigo sonst einfach immer schneller und schneller wurde. Meine Hände wurden schnell ruhiger und mein Sitz hat sich in dem einen Jahr, in dem ich ihn als Pflegepferd hatte extrem verbessert. Mein Sitz ist zwar noch immer mein größtes Problem, aber im Vergleich zum Umstieg von Schul- auf Pflegepferd ist er einfach zehn mal besser geworden.
Vielleicht sollte ich aber noch eine Schritt zurückgehen und damit anfangen wie ich Amigo überhaupt kennengelernt habe. Ich habe mich damals dazu entschieden eine Reitpause zu machen, weil ich das Gefühl hatte, dass ich bei den Schulpferden nichts mehr lernen konnte. Weil ich aber schon damals nicht mehr ohne Pferde leben wollte, habe ich mich nach ein paar Monaten dazu entschlossen mir ein Pflegepferd zu suchen. Ich habe damals auf ich-habe-ein-pferd.com ein Inserat aufgegeben und dachte mir, es werde wahrscheinlich sich nicht wirklich Leute melden. Warum? Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich genau ein Jahr diese Mitreitgelegenheit haben kann, weil ich danach für ein Jahr ins Ausland gehe.
Aber zu meiner Verwunderung haben sich Viele gemeldet und bei Amigo und mir hat die Chemie gestimmt und es hat sich einfach bestens getroffen, weil Amigo genau zu der Zeit, in der ich abreisen wollte, umgezogen ist. Perfekter geht es nicht mehr, würde ich sagen. Ich habe am Anfang 80€ im Monat gezahlt und musste mindestens einmal im Monat eine Reitstunde (30€ pro Stunde) nehmen. Nach dem die Stallmiete erhöht wurde, hat Amigo’s Besitzerin gemeint, dass ich bitte mehr zahlen sollte aber dafür nicht mehr eine Reitstunde nehmen musste. Also am Ende waren es 120€ pro Monat.
Mit Amigo habe ich sehr viel Round pen-Arbeit gemacht. Er hat mich viel gelehrt über meine Emotionen und meine Körpersprache. Ich konnte endlich das anwenden, wovon ich vorher nur gelesen habe und es hat einfach nur Spaß gemacht. Reiterlich habe ich mich mit Amigo natürlich auch ein ganzes Stück weiterentwickelt. Das erste Mal hatte ich einen privaten Trainer, der sich nur um mich und Amigo gekümmert hat. Das bringt natürlich ganz neue Trainingsansätze und zeugt einem auch viele Fehler, die man selbst ja nie bemerkt oder einfach gekonnt ignorieren lernt über Jahre hinweg. Wie zum Beispiel mein Sitz, meine Zehenspitzen und das ständige Vorkippen bei Paraden. Alles wurde besser. Ich bin noch immer am arbeiten an meinen Fehlern, aber das geht ja nie zu Ende.