Nachdem Fynn richtig bei uns angekommen ist und ich bemerkt habe, dass uns gemeinsames Arbeiten besonders viel Spaß macht begab ich mich auf die Suche nach der richtigen Rettungshundestaffel für mich.
Suchen nach einer Rettungshundestaffel
Durch meine Schwägerin kannte ich bereits die Rettungshunde Niederösterreich. Dort hatte ich ein Probetraining in einem Steinbruch. Das hat mich total umgehauen und ich war begeistert. So viele tolle Hund-Mensch-Teams. Am meisten faszinierte mich die Mantrailing-Ausbildung.
Allerdings wird super viel von den Teams abverlangt. Nicht nur Zeit (3 Mal die Woche Training) sondern auch eine sehr intime Zusammenarbeit zwischen Hund und Mensch. Der Hundeführer muss seinen Hund genau lesen lernen, damit er im Einsatz die Arbeit vom Hund bestens interpretieren kann.
Als Ersthundebesitzer ist leider die Absprungrate in der Ausbildung sehr hoch. Deshalb habe ich diesen Traum in meinem Kopf geparkt und mich eher auf die Flächenhunde Ausbildung konzentriert.
Zum Vergleich sah ich mir auch eine andere Rettungshunde-Organisation an: die Rettungshundebrigade Staffel Korneuburg. In dieser Organisation läuft die Ausbildung etwas anders ab. Nicht so frei, sondern mit gewissen Zwischenzielen, die für jeden Hund gleich sind. Natürlich wird jeder Hund trotzdem einzeln beurteilt und die Ausbildung perfekt an den Hund angepasst.
Bei meinem ersten Probetraining durfte ich viele Staffelmitglieder kennenlernen und bekam auch eine Hausaufgabe. Auch ein Informationsblatt mit den einzelnen Schritten in der Ausbildung bekam ich vorab. Am meisten Motivation habe ich, wenn ein Ziel verfolgt werden kann. Mit den vielen Zwischenprüfungen und dem klaren Ausbildungsleitfaden hat mich die Staffel überzeugt.
Die Ausbildung beginnt – ist nicht so einfach wie gedacht
Mit einer sehr lehrreichen Übung begann also meine Ausbildung. Gleich beim ersten Mal durfte Fynn mitarbeiten, wie als wäre er immer dabei gewesen. Seitdem bin ich jeden Mittwoch am Hundeplatz. Dort wird Unterordnung und die Rettungshunde-Geräte trainiert.
Gerade diese Geräte machen Fynn super viel Spaß. Unter den Geräten sind eine Wackelbrücke, eine Leiter, ein Tunnel und Tische. Bei den Tischen muss ich Fynn auf einen Tisch schicken und danach von der Distanz auf einen anderen. Dadurch üben wir die Hunde auf Entfernung in Richtungen zu schicken. Dies ist vor allem in der Flächensuche eine tolle Art seinen Hund zu unterstützen.
Mittlerweile macht mir der Hundeplatz Spaß und ich lerne jedes Mal dazu, aber die ersten Male war es sehr schwierig. Fynn musste lange nicht neben Hunden trainieren, da die Hundeschule geschlossen hatte. Er steigerte sich so sehr rein das es mir richtig peinlich wurde. Sein Gejammere hörte jeder am Hundeplatz. Konzentration war gleich Null.
Von konzentriertem Arbeiten waren wir weit entfernt. Ich konzentrierte mich darauf einfache Kommandos wie ‘Schau’, ‘Sitz’ oder ‘Platz’ abzurufen. Das war schon schwierig genug, allerdings wollte meine Trainerin dann auch Fußarbeit machen. Wow, da habe ich mich gefühlt wie in der ersten Stunde in der Hundeschule. Fynn hat nicht mitgespielt, ich hatte alle Hände voll zu tun und von meiner Trainerin kamen viele Verbesserungen.
Nach den ersten 3-4 Malen am Hundeplatz erinnerte sich Fynn an seine vorherige Erziehung und begann mit mir zu arbeiten. Nach und nach steigerte er sich immer mehr in die Unterordnung und wir arbeiteten besser zusammen. Nach einigen Trainings-Fortschritten waren wir bereit für unsere erste Prüfung.
Die Prüfungen beginnen – ich bin immer nervös
Die BH-VT war unsere erste Prüfung, welche ich im Verein ablegen konnte. Und was soll ich euch sagen? Ich glaube, bei meiner Matura war ich nicht so aufgeregt und nervös. Tage vorher fing ich an meinen Freund zu nerven und Fynn zu seiner Höchstleistung zu treiben. Jeden Abend wurde mit einem Teil seines Futters trainiert.
Unsere erste Prüfung – ein voller Erfolg
Am Tag der Prüfung stand ich früh auf und machte eine kurze Trainingseinheit mit Fynn. Ich suchte alles zusammen und fuhr mit meinem Freund zum Hundeplatz. Dort angekommen viel mir auf, dass meine Leckerlis leider zu Hause blieben. Zum Glück war eine Kollegin bei derselben Prüfung und ich konnte mir ein paar Frankfurter-Stückchen von ihr ausborgen.
Am Platz angekommen lief alles wie am Schnürchen. Fynn war aufmerksam und machte alle Übungen ohne Probleme. ‘Fuß’ ging super, Ablegen war kein Problem und die Gruppe brachte Fynn auch nicht aus der Ruhe. Ich habe keine Ahnung, warum es sich nicht durch mich aus der Ruhe bringen ließ. So aufgeregt, wie ich war, hätte ich es ihm nicht verübelt.
Auch unter großen Ablenkungen, wie dem simulierten Verkehr und Radfahrern blieb Fynn brav bei mir. Dies habe ich nicht anders von ihm erwartet, da wir zu diesem Zeitpunkt täglich über den Stephansplatz zur Arbeit gingen. Dadurch war er alles gewöhnt und er hatte fast Spaß daran.
Der Richter verkündete nach dem Verkehrsteil sein Urteil und die Punkte. Ganz stolz fotografierte mein Freund uns mit klassen 96 Punkten.
IPO BGH1 – sind wir ein Team?
Ein paar Monate und viel Training später meldete ich uns zur nächsten Prüfung an. Das war unsere erste BGH1. Eine Stufe schwerer und mit mehr Feinheiten, welche bewertet werden. Um diesen Start in den Hundesport zu dokumentieren lud ich eine Freundin zum fotografieren ein.
Was soll ich sagen? Diese Prüfung lief etwas anders als unsere erste. Fynn war super nervös, genauso wie ich. Wahrscheinlich hat sich meine Nervosität auf ihn übertragen. Naja, dieses tolle Verhalten prägte die gesamte Prüfung. Erschwerend kam auch dazu das wir zu dritt eine Prüfung gingen. Das heißt es ist immer ein Prüfungsteilnehmer außerhalb vom Platz.
Das brachte Fynn und mich etwas aus dem Konzept. Zur Anmeldung mussten wir den Platz betreten und Fynn war bereit. Das Problem war nur das wir als erstes draußen warten mussten und ich glaube Fynn wurde dann einfach heiß. Er hatte keine Lust mehr.
Wieder im Platz war Fynn unaufmerksam und ich angepisst. Eine tolle Kombination, kann ich euch sagen. An der Leine ist Fynn zweimal abgebogen und wollte Schmetterlinge inspizieren. Beim Fuß gehen bog er ab und wollte sich nicht hinsetzen. Das Schlimmste lag jedoch noch vor mir.
Beim Ablegen hatten wir beide einen Totalausfall. Nachdem ich mich von Fynn weg bewegte und ihm den Rücken zudrehte, bewegte sich Fynn anscheinend. Genau weiß ich es nicht, da ich mit dem Rücken zu ihm stand. Nach einiger Zeit bemerkte ich nur die Gesichter von den Zuschauern. Genau da wusste ich, dass etwas nicht passt und drehte mich um.
Ich sah das Fynn aufgestanden war und bei dem Platz der Hündinnen den Boden ableckte. Mit einem Zusatzkommando legte er sich wieder hin, aber einen saftigen Punktabzug gab es trotzdem. Nach dieser Aktion dachte ich nur: Das war es, wir haben sicher die Prüfung nicht bestanden.
Lange Rede kurzer Sinn, die Traum-Prüfung war es nicht, aber wir haben bestanden. 88 Punkte bekamen wir für unsere Leistung. Hm, begeistert war ich nicht. Aber die nächste Prüfung wird sicher besser.
Kein gerader Weg – wie funktioniert mein Hund eigentlich?
Nach diesem Turnier wusste ich nicht genau was schief lief und wie ich im Training daran arbeiten kann. Ich bin zu dem Entschluss gekommen das viele Faktoren zu diesem Ergebnis beitrugen. Bei dem nächsten Turnier werde ich vor allem die Temperatur und mein Gemüt berücksichtigen. Ich war zu aufgeregt und es war viel zu heiß für Höchstleistungen.
Auch das Ablegen üben wir im Training jetzt vermehrt, obwohl ich dachte das genau diese Übung überhaupt kein Problem für uns ist. Wir üben ganz gezielt das Abliegen alleine, neben Rüden und neben Hündinnen. Auch den Fokus soll Fynn länger auf mich halten können. Damit er nicht zum Schnüffeln anfängt, sondern mich die ganze Zeit beobachtet.
Training abseit von der Rettungshundestaffel
Natürlich trainieren wir nicht nur am Hundeplatz, sondern auch im Alltag. Bei uns zu Hause übe ich primär das Verbellen. Fynn wird als verbellender Flächenhund ausgebildet. Das heißt, wenn er ein Opfer gefunden hat, bleibt er beim Opfer und bellt dort so lange bis ich bei ihm bin. Bei dieser Aufgabe ist es sehr wichtig, dass Fynn das Verbellen mag, es ihm Spaß macht und er viele Erfolgserlebnisse hat. Auch möglichst in verschiedenen Situationen und Orten soll Fynn verlässlich Bellen.
Dummytraining & Suchspiele – bei jedem Spaziergang
Auch bei jedem Spaziergang baue ich einzelne Trainingselemente ein. Kurze Unterordnungsübungen werden mit Apportiertraining abgewechselt. Nachdem wir lange für einen tolle Apport gebraucht haben, sitzt er nun nahezu perfekt. Um den Apport für Fynn interessant zu gestalten mache ich jedes Mal andere Übungen.
Manchmal verstecke ich kleine Dummies in Bäumen oder hohem Gras. Oder ich werfe drei Dummies in unterschiedliche Richtungen und Fynn muss sie mir nacheinander holen. Diese Übung hilft mir auch in der Rettungshundearbeit, weil Fynn lernt sich an meinem Sichtzeichen zu orientieren und sich in die gewünschte Richtung schicken zu lassen.
Unterordnung & Tricktraining – passt das zusammen?
Die von Fynn geliebten Tricks dürfen natürlich auch im Training nicht fehlen. Wenn ich in der Unterordnung merke, dass Fynn unaufmerksam wird helfen oft ein paar schnelle Trickübungen. Diese Tricks motivieren ihn und bieten etwas Abwechslung zur starren Unterordnung. Im Training am Platz oder beim Spaziergang sind ein paar meiner Lieblingsübungen ‘Dreh dich’, im Achter durch die Beine, Slalom durch die Beine und Rückwärtslaufen.
Auch als Aufwärmübungen eignen sich diese Tricks sehr gut. Aber auch anspruchsvollere Übungen wie ‘Männchen’, ‘Diener’ und auf den Hinterbeinen balancieren machen Fynn Spaß. Nach ein paar Tricks ist er wieder wach und freut sich so richtig.
Wie unsere erste Prüfung verlaufen ist und wie unser Weg gemeinsam weiter geht erfährst du im nächsten Beitrag.