(Namen geändert)
Von London habe ich mich auf den Weg gemacht in die Nähe von Exeter, wo ich mich schon auf meinen ersten Hof freute. Abgeholt wurde ich von Mara, der Exfrau von Andrew mit der ich schon über E-Mail Kontakt hatte. Bevor ich auf die Farm gekommen habe ich nur mit ihr Kontakt gehabt und mir wurde auch nicht gesagt das sie nicht mehr auf der Farm lebt. Im Nachhinein betrachtet hätte mich sowas schon interessiert. Sie ist trozdem eindeutig eine der Personen, von denen ich mir wünsche, dass ich vor meiner Abreise noch einmal mit ihr reden könnte. Wir sind losgefahren und nach einem kleinen Zwischenstopp bei Mara sind wir auch schon am Hof angekommen.
Der erste Eindruck war sehr malerisch und verträumt. Ich habe schnell mein Zimmer bezogen und bin auch schon wieder raus gehuscht und habe mich am Hof umgeschaut. Es war gerade die Zeit der Abendfütterung und da habe ich gleich einige der anderen Workawayer kennengelernt. Zum einen waren ein deutsches Pärchen und eine Österreicherin da. Dann gab es auch noch einen Schweizer aus der französischen Schweiz, mit dem ich aber nicht viel zu tun hatte.
Die zwei Deutschen habe ich sehr schnell in mein Herz geschlossen und die Zwei sind eindeutig die Art von Freunden, die ewig halten wird. Mit der Österreicherin war es teilweise sehr schwer zu arbeiten und mit dem Schweizer hatte ich, wie schon oben erwähnt, nicht wirklich was zu tun.
Ein typischer Tag sah ungefähr so aus: um 9 Uhr haben wir alle gefüttert mit Heu und die Hengste mit Kraftfutter. Danach wurden alle Boxen am Hof direkt ausgemistet, das hat fast bis zum Mittagessen gedauert. Irgendwann dazwischen gab es natürlich einen Teatime, was wäre England ohne Teatime. Nach dem Mittagessen haben wir uns dann um die Pferde gekümmert, soweit Andrew uns nicht bei anderen Arbeiten brauchte. Am Abend wurde noch einmal Heu für alle Pferde am Hof gefüttert, Kraftfutter für die Hengste und die Pferde, die am Hof waren für die tägliche Arbeit wurden wieder auf die großen Weiden gebracht. Nachdem wie einmal vom einen Ende des Hofes zum anderen mit Pferden gerannt sind, haben wir noch das Kraftfutter für den nächsten Tag zubereitet. In der Nacht um neun war dann noch das Nightfeeding zu machen. Dabei wurden die Hengste noch einmal mit Kraftfutter gefüttert.
Ich möchte auch ein paar Worte zu der Führung dieses Betriebes verlieren, einfach nur weil ich gerne meine Meinung zu verschiedenen Sachen abgebe. Also die Größe des Hofes und den Platz den die Pferde im Sommer gehabt haben ist bis jetzt ziemlich unübertroffen. Das ist ja soweit gut, wenn man total ignoriert das alle 90 Pferde im Winter nach unten auf den Hof geholt werden und dort mehr oder weniger eingepfercht werden. Ich denke im Sommer wäre es ganz gut dort zu sein. Die Arbeit ist noch relativ leicht und mit regelmäßigeren Pausen im Gegensatz zu anderen Arbeitgebern, die ich hatte.
Aber es gibt auch ein paar Sachen, die mir rein an der Haltung der Pferde gar nicht gefallen haben. Zum Beispiel die Winterhaltung. Ich denke, dass dadurch die Pferde sehr unausgeglichen im Winter sind und sie eigentlich zu richtigen Bomben werden die nur darauf warten beim nächsten Mal Arbeit explodieren zu können. Das ist natürlich ein ungemeines Gefahrenpotential, gerade wenn die gesamte Erziehung der Pferde nur im Gelände stattfindet. Warum nur im Gelände? Weil einfach keine Reithalle oder Platz vorhanden war. Wäre zu teuer und das könne man sich nicht leisten. Das letzte was mit eindeutig nicht gefallen hat ist die Haltung der Hengste. Es waren zu dem Zeitpunkt meiner Ankunft fünf Hengste am Hof. Bei meiner Abreise waren es leider nur noch vier. Diese Hengste wurden natürlich einzel herausgelassen. Eh klar, so wird es in den meisten Betrieben gehandhabt. Mein großes Problem auf diesem Hof ist das ALLE Hengste Verhaltensauffälligkeiten gezeigt haben. Sie waren teilweise sehr unterernährt (oder sie hatten einfach durch die fehlende Arbeit und Bewegung gar keine Muskeln), obwohl sie eindeutig genug Futter bekommen haben. Dazu kommt das sie meiner Meinung nach nicht lange genug aus ihrer Box rausgekommen sind.
Ich war hauptsächlich zuständig für die zwei Cobs Tutti und Zoey, aus dem einfachen Grund, das ich ein bisschen zu groß war für die Araber. Damit hatte ich aber überhaupt kein Problem, weil ich nicht auf den Hof gekommen bin für die Araber. Zusammen mit Luise bin ich oft ausgeritten. Durch ein wunderschönes romantisches Waldstück. Das waren eindeutig meine schönsten Stunden auf der Farm. Tief in dem Wald war auch ein kleiner Baumstumpf der hin und wieder von uns als Hindernis missbraucht wurde. Alles in allem waren die Ausritte mit Luise einfach mit Entspannung und Spaß zu tun.
Die ultimative Frage ist aber, warum ich zwei Monate vor meiner geplanten Abreise mehr oder weniger geflüchtet bin. Ich sage es jetzt einmal so ohne viele Gefühle zu verletzten: Das Arbeitsverhältniss hat einfach nicht für mich gepasst. Ich habe mich nicht mehr wohlgefühlt und auf alle Fällte nicht mehr sicher. Gerade bei der ersten Reise wollte ich auch hauptsächlich Spaß haben. Für mich war es klar, das ich nicht über den Winter dortbleiben konnte. Dazu kommt, dass die zwei netten Deutschen vor mir gefahren wären und ich nicht alleine auf dem Hof bleiben wollte.
Über meine Nacht und Nebel Flucht werde ich eindeutig eine eigene kleine Geschichte schreiben.
Bis bald. Maggy