Vom Tierheim-Hund zum Rettungshund - Fynn’s Weg in ein neues Leben

Über Maggy & Fynn

Hi, wir sind Fynn & Maggy und entführen euch heute in unsere Welt. Davor kurz ein paar Infos zu uns.

Fynn ist im Dezember 2019 geboren und kam im April 2020 zu uns. Die ersten Wochen war ich mit ihm im HomeOffice und konnte ihm viel Zeit geben sich einzuleben. Am Anfang war es schwierig. Ich als Ersthundebesitzerin hatte keine Ahnung, was auf mich zukommt.

Natürlich habe ich vorher recherchiert und möglichst realistische Erwartungen gehabt, aber die eigene Erfahrungen sind doch etwas anderes. Ich möchte mit diesem Blogbeitrag einen wirklichkeitsnahen Bericht liefern, damit niemand unüberlegt eine Hundeadoption macht und im Nachhinein überfordert ist.

Zusätzlich ist mir ein großes Anliegen zu zeigen was alles mit einem Hund aus dem Tierheim oder Tierschutz möglich ist. Denn im Tierheim schlummern viele Rohdiamanten, welche nur darauf warten eine tolle Aufgabe und Familie zu bekommen.

Mittlerweile sind Fynn und ich, durch viel Training und harte Arbeit, zu einem guten Team geworden. Ich möchte ihn keinen Tag missen und freue mich immer wenn seine nasse Schnatze mich in der Früh anstupst.

Lerne uns besser kennen und lass dich inspirieren von unserem Weg.

Die Entscheidung – warum ein Hund aus dem Tierschutz?

Selbst in den ersten Tagen unserer Beziehung sagte ich meinem Freund immer wieder: Ich möchte so schnell wie möglich einen Hund. Mein Partner, der ewige Realist, antwortete immer gleich: Jetzt noch nicht.

Dann kam die Pandemie und wir waren plötzlich beide im HomeOffice. An einem schönen Abend sagte mein Freund unerwartet: Ich bin bereit für einen Hund, jetzt ist die richtige Zeit. Ich konnte es gar nicht glauben und war einfach nur baff. Nach einigen Atemzügen hatte ich mich wieder gefasst und wir begonnen zu suchen.

Es war klar, dass wir in der kurzen Zeit keinen Welpen zu uns holen konnten, da ich mir einen Züchter genau ansehen möchte. Deshalb fiel die Wahl sehr schnell auf einen Hund aus dem Tierschutz. Mehrere Organisationen sahen wir uns an und ein Hund ging uns beiden nicht mehr aus dem Kopf.

Samson hieß der kleine Mann. 4 Monate jung und aus Griechenland. Nach einem kurzen Telefonat mit der Organisation kam die ernüchternde Nachricht: Samson hat schon 12 Reservierungen und Leute auf der Warteliste. Da standen unsere Chancen sehr schlecht.

Ich war am Boden zerstört, da ich bereits unsere gemeinsame Zukunft sah. Mein Freund behielt zum Glück einen etwas kühleren Kopf. In meiner Abwesenheit schaute er weiter nach anderen Organisationen. Bei seiner Suche wurde er fündig.

Die Wahl fällt auf Fynn – dem Angsthunde aus dem Tierschutz

Bei dog.net haben wir einige Welpen und Junghunde gesehen, die uns vom Aussehen und der Beschreibung gut gefallen haben. Besonders Interessant fand ich ‘Kollos’ einen 14 Wochen alten Mischlings-Welpen, pechschwarz mit einem kleinen weißen Fleck auf der Brust und einzigartigen Ohren.

Ich war wieder verliebt und dieses Mal hoffte ich nicht wieder enttäuscht zu werden. Der Anruf mit der Organisation war aufschlussreich und hat unsere Entscheidung nochmals bestätigt. ‘Kollos’ wurde uns als etwas zurückhaltender und ängstlich beschrieben. 

Da ich wusste, dass mein Hund mit ins Büro darf fand ich einen zurückhaltenden Hund perfekt. Mein Gedanke dahinter war folgender: Wenn der Hund zurückhaltend ist muss ich mich vielleicht nicht mit Problemen wie Hochspringen herumschlagen. Was wirklich auf mich zukam wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht.

Da wir keine Möglichkeit hatten ‘Kollos’ vor der Adoption nicht persönlich kennenlernen konnten, handelte ich eine “Probezeit” aus. Wir hatten zwei Wochen Zeit unsere endgültige Entscheidung zu treffen und einiges mit ihm auszuprobieren.

Der Transport wurde geplant – von Ungarn nach Österreich

Nachdem wir eine Anzahlung überwiesen hatten wurde der Transport festgesetzt. Die Abholung war bereits eineinhalb Wochen später. Die nächsten Tage verbrachten wir damit unsere Wohnung auf einen Welpen vorzubereiten und vieles einzukaufen.

Dann war es soweit. Nach einem langen Arbeitstag fuhren wir nach Wiener Neustadt und haben aus einem Kofferraum einen zitternden Welpen übernommen. Das klingt erstmal komisch, aber wir informierten uns im Vorfeld welche Papiere für eine seriöse Übergabe notwendig sind.

Nachdem der erforderliche Papierkram erledigt war fuhren wir nach Hause. Ich strahle über beide Ohren und konnte mein Glück kaum fassen. Zuhause gingen wir kurz in unseren Hof und dann in die Wohnung. Dort entschieden wir uns ‘Kollos’ auf Fynn um zu taufen.

Die ersten Tage – Voller Angst und Unsicherheit

Anders als viele Hunde brauchten wir kein Boxtraining, denn Fynn zog sich sofort in die Box zurück. Für uns war das größere Problem Fynn aus der Box zu locken. Nur die Spitze der Schnauze schaute manchmal aus der Box. So konnte es aber nicht bleiben, da Fynn auch oft auf Klo musste.

Ich muss ehrlich gestehen, dass wir ihn ein paar Mal aus der Box ziehen mussten. Mit Leckerlis war nix zu machen. Durch den hohen Stress nahm Fynn kein einiges Leckerchen. Egal ob es Trockenfutter oder Würstel waren. Deshalb mussten wir ihn leider mit einer Leine zum Gassi gehen und Pipi machen motivieren.

Konventionelles Gassi gehen war nicht möglich

Nachdem wir ihn aus der Box hatten packten wir ihn und trugen ihn über die Stiegen. Die ersten Wochen hat er sich dagegen richtig gewehrt, aber auch da musste er durch. Wegen seinen jungen Gelenken und seiner Angst könnte er keine Stiegen steigen.

Im Hof angekommen bewegten wir uns die ersten Wochen nicht viel. Die meiste Zeit verbrachten wir in einem ruhigen Teil vom Hof und ließen ihn die Welt selbst entdecken. Wie man mit uns Spiele kann und Spaß haben kann, wusste Fynn auch nicht.

Das heißt wir verbrachten einige Stunden auf ca. 10 Quadratmetern. Das hat Fynn gereicht, denn er war nichts gewöhnt und selbst ein liegendes Blatt hat bei ihm Stress ausgelöst. Sobald wir merkten, dass Fynn von sich aus mehr erkundet, begannen wir mit “Gassi Runden”.

Die ersten Spaziergänge fingen im Hof an. Dann ging es eine Runde um den Block und wieder zurück in den Hof. Die ersten Wochen löste sich Fynn nur auf einem kleinen Fleck, deshalb besuchten wir dieses ORt nach jeder Runde.

So wurden unsere Spaziergänge langsam immer länger. Zuerst nur im Hof, dann um einen Häuserblock, später um zwei oder drei. Unsere erste richtige Runde gingen wir nach ca. 2 Wochen. Da brauchten wir für 1,5 Kilometer eine Stunde. Alles war interessant aber auch super gefährlich.

Am Anfang ließen wir Fynn die Geschwindigkeit bestimmen. Hin und wieder überredeten wir ihn auch weiter zu gehen, da er auch über seine Angst hinauswachsen musste. Die Mischung aus Zeit lassen und Überreden hat bei uns perfekt gepasst.

Wird Fynn irgendwann Stubenrein?

Obwohl Fynn draußen Pipi machte, ging in der Wohnung fast jeden Tag etwas schief. Wir beobachteten ihn ganz genau. Aber Fynn fühlte die 10 Sekunden wo keiner ein Auge auf ihn hatte. Schnell suchte er den einzigen Toten Winkel im Raum auf und pinkelte los.

Wie jeder sagt trugen wir ihn schnell hinaus und freuten uns wenn er draußen ein Lackerl machte. In der Wohnung haben wir das Lackerl immer mit einem Reiniger weg gemacht. Trotz unserer Bemühungen ging immer etwas schief.

Nach zwei Wochen Kopfzerbrechen kamen wir auf die Idee und Timer zu stellen und immer mit dem Timer rauszugehen. Am Anfang war unser Intervall 1,5 Stunden. Nach ein paar Tagen verlängerten wir die Zeit immer um 15 Minuten.

So passierten nur noch Hoppalas, wenn wir nicht auf die Timer achteten. Das war dann aber alleine unsere Schuld. Leicht war es nicht, denn alle 2 Stunden die Arbeit zu unterbrechen ist aufwendig. Wir wussten jedoch im Vorfeld das es zu so einer Situation kommen kann und waren zumindest ein bisschen darauf vorbereitet.

Nach ca. 2 Monaten konnte Fynn ein paar Stunden durchhalten und darauf waren wir sehr stolz.

Training beginnt – zuerst nur zuhause, dann auch unterwegs

Da wir Fynn am Anfang der Pandemie bekommen haben waren leider Hundeschulen nicht geöffnet. Die ersten Wochen trainierten wir deshalb in Eigenregie. Ich informierte mich im Internet und Büchern über verschiedene Trainings-Methoden, Trainingsaufbau und Übungen für den Anfang.

Für klassische Kommandos wie ‘Sitz’ und ‘Platz’ sind unmengen an Videos und Anleitungen vorhanden. Das war nie ein Problem. Ich schnappte mit eine Packung Schinken. Fynn war gleich motiviert und probierte sofort wie er daran kommt.

Nach ein paar Wiederholungen wusste Fynn was ich von ihm möchte. Überrascht waren mein Freund und ich, wie schnell unser Vierbeiner lernt. Herkommen, ‘Schau’, Deckentraining und Maulkorb tragen standen ab der zweiten Woche an der Tagesordnung. 

Das Training verbesserte auch die Beziehung zwischen Fynn und uns. Langsam verstand er das wir gemeinsam interessantes erleben und Spaß haben können.

Unsere größten Probleme hatten wir jedoch im Alltag. Wir wohnten in einer Wohnung im 2. Stock und mussten unseren Liebling jedes Mal über die Treppen tragen. In meinen Armen bewegte sich Fynn so sehr. Er hasste es von mir getragen zu werden. Bei meinem Freund war es kein Problem.

Erstes Mal Hundeschule – können wir schon alles?

Dann kam die Hundeschule und die Trainerin fragte uns was Fynn alles schon kennt. Gefestigt war natürlich noch nix richtig, aber das war mir zu dem Zeitpunkt nicht klar. Mit voller Überzeugung sagte ich:

  • Sitz
  • Platz
  • Fuß
  • Schau
  • Hier mit Wort & Pfeife
  • Decke
  • Such

Die Trainerin war erstaunt und beobachtete uns genau. Nachdem sie sich versicherte, dass wir diese Kommandos auf einem altersatequatem Level ausführen konnten fragte sie uns. warum wir in der Hundeschule sind.

Wir sagten ihr das zwei Probleme uns momentan den Alltag schwer machen: Tragen über die Treppe und andere Hunde. Anscheinend machte Fynn in seinen ersten Monaten keine guten Erfahrungen mit anderen Hunden. Die machten ihm einfach nur Angst.

Sobald ein anderer Wuffi auf Fynn zukommt versuchte er wegzulaufen oder sich irgendwo zu verstecken. Mit Bedacht wählte unsere Trainerin andere Hunde um zu ‘testen’ wie sich Fynn beim Spielen verhält. Naja, es kam wie wir alle erwarteten die anderen Junghunde stürmten auf Fynn zu und er machte kehrt und versteckte sich unterm Tisch.

Dort fing er an sich zu verteidigen. Zwischen Schnappbewegungen zitterte Fynn am ganzen Körper. Er war total überfordert. Die Trainerin ging sofort hin und fing an uns zu zeigen wie wir damit umgehen können.

Unser bestes Learning aus dieser Stunde: Wir müssen unseren Hund verteidigen und ihm die Zeit verschaffen die er benötigt um sich in der neuen Situation zurecht zu finden.

Suchspiele und Mantrailing – Nasenarbeit macht Fynn Spaß

So ging unsere “Hunde-Ausbildung” los. Wir vertieften immer weiter die klassischen Kommandos. An den Alltagsproblemen und bekamen von unserer Trainerin immer wieder tolle Tipps. Sie ist ein richtiger Glücksgriff und bis heute habe ich keine bessere Trainerin für die Grundausbildung kennengelernt.

Neben der klassischen Ausbildung habe ich schnell festgestellt das Fynn gerne seine Nase einsetzt. Das wollte ich fördern und begann mit Suchspielen. Mein Liebling suchte für mich Spielzeuge, Gerüche in Filmdosen und Menschen.

Die Menschensuche fingen wir bei zwei Trainerinnen in Wien an. Das machte super viel Spaß, aber nach einigen Stunden bemerkte ich, dass eine intensivere Ausbildung auch spannend wäre.

Deshalb suchte ich eine Rettungshunde-Organisation um Fynn als Rettungshund ausbilden zu lassen.

Mehr dazu im nächsten Beitrag.